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Nachbericht: Summer Breeze 2015

Wir schreiben das Jahr 2015, genauer gesagt den 12. August. Erstmals war die Anreise für Besucher schon am Vortag des Festivals, also schon am Dienstag, möglich, doch leider war ich unter denen, die den zusätzlichen Festivaltag hinter dem Schreibtisch verbringen musste. Meinen Berechnungen nach sollte ich aber am Mittwoch gerade noch rechtzeitig kommen um, Avatarium zu sehen, aber auch dabei kam mir etwas dazwischen, nämlich die Verkehrssituation deutscher Autobahnen. So konnte ich beim Anstehen in der Einlassschlange gerade noch die letzten Songs über das Festivalgelände hallen hören. Diese klangen zwar per se ganz gut, aber es war nicht unbedingt das, was ich im Sinn hatte, als ich mir vorgenommen hatte, Avatarium live zu hören. Nun gut.
Wie bereits erwähnt, öffnete der Campground dieses Jahr bereits am Dienstag seine Pforten. Da jedoch auch meine Mit-Camper erst Mittwoch anreisen konnten, mussten wir dieses Jahr den längsten Weg vom Camp zur Bühne in Kauf nehmen, der mir aus meiner sechsjährigen Breeze-Zeit in Erinnerung geblieben ist. Zusammen mit zeitweise nicht gerade festivalfreundlichem Wetter und, als kleines Novum, einer Kühlbox im Camp sorgte dies dafür, dass Avatarium nicht die einzige Band blieb, die zwar auf meiner Liste stand, die ich letztendlich aber doch nicht gesehen habe.
Der Frust über das verpasste Avatarium-Konzert wurde allerdings ohne weitere Umschweife in kaltem Bier und Cider ertränkt und spontan entschieden, dass Sonic Syndicate den Kürzeren ziehen muss. Das übrige Abendprogramm bestand dann auch größtenteils daraus, den Campground nach bekannten Gesichtern zu durchforsten und mit jedem ein Bier (oder auch etwas mehr) zu trinken. Typischer FTB-Abend eben.

Donnerstag waren dann also die ersten Konzerte für mich angesagt. Weil mich der Hunger aufs Festivalgelände trieb (dort beim veganen Fressstand, gleich bei der Pain Stage, gibt’s einfach die besten Burger!), habe ich mir noch etwas Sodom angetan. Leider war der Klang mehr als nur schlecht, was mich früher als gedacht in die auf Opeth wartende Menge vor der Main Stage getrieben hat. Dort wurde ich dafür mehr als entschädigt: Ein geniales Konzert extrem talentierter Musiker, eine coole Setlist und tolle Stimmung unter den Fans. Wer’s nicht gesehen hat, hat hier wirklich was verpasst!
Opeth 01
Nach einer kurzen Pause im Camp ging’s auch gleich wieder zur T-Stage: Agalloch stand auf dem Plan. Vor einigen Jahren habe ich die Amis schon mal in einem winzigen Club in Stuttgart gesehen, doch unter vielen Hundert im Zelt eines Festivals ist natürlich noch mal was anderes…. Aber nicht unbedingt besser. Das Konzert an sich war zweifellos gut, aber die Atmosphäre, die für dieses Genre notwendig ist, wollte sich nicht so recht einstellen. Nach dem genialen Opeth-Konzert wirkte es ein wenig enttäuschend, obwohl es insgesamt doch sehenswert war.

Freitag ging es gleich früh morgens, sprich um 15:10, weiter mit Kadavar. Ich war ja im Vorlauf etwas skeptisch, ob Oldschool-Stoner-Rock, wie er auf ihren Veröffentlichungen zu hören ist, auf einem Metal-Festival funktioniert, aber meine Zweifel wurden schnell beseitigt. Was von CD und LP ziemlich „platt“ klingt, mit wenig Bass und eher scheppernd, war live wesentlich griffiger und klang dadurch gleich eine Stufe „härter“. Mit ihren eingängigen Melodien, die bei keinem Lied so schnell langweilig werden, haben sie ein richtig cooles Konzert hingelegt, das unglaublich viel Spaß gemacht hat. Mal wieder ein Paradebeispiel dafür, dass man keine 17 Mann auf der Bühne, abgefahrene Instrumente und irre Rhythmen braucht, um Party machen zu können.
Kadavar 07
Eigentlich wäre um 18:00 noch Gloryhammer an der Reihe gewesen, allerdings hatten wir zu der Zeit die Ehre, unsere Pavillons vom Davonfliegen abzuhalten, während uns diese vor einem heftigen Platzregen schützten. Oder, wie es ein Freund formulierte: „Es regnet seitwärts!“ Wie ich später erfahren habe, wurde das Konzertgelände zu der Zeit evakuiert…
Später dann, als die schlimmsten Sturzbäche wieder abgeflossen und die Wege wieder (halbwegs) begehbar und das Gelände wieder freigegeben war, war Neaera an der Reihe. Zugegeben bin ich kein allzu großer Fan von Metalcore, doch die Jungs um Tobias Buck wissen stets so eine coole Show abzuliefern, dass ich sie jetzt doch schon bald ein halbes Dutzend mal gesehen habe. Und auch hier wurde ich nicht enttäuscht, mit Volldampf ging’s durch die Setlist und das Publikum hat sich gut daran beteiligt.
Neaera 06
Weiter ging’s mit Finsterforst. Auch ganz oben auf meiner „Must-see-Liste“ zog es mich schon vor dem Ende von Neaera vor die Camel Stage, um mit ein paar Kumpels noch einen guten Platz zu ergattern, was aber schon nicht mehr ganz einfach war, offenbar waren wir nicht die einzigen, die sich für die Jungs aus dem Schwarzwald – immerhin meine Herkunft – interessierten. Allerdings gingen wir dann auch wieder vor Konzertende leicht enttäuscht zurück zur T-Stage. Zwar täten wir der Band Unrecht, wenn wir behaupten würden, es sei wirklich schlecht gewesen, musikalisch war es zumindest okay, aber der Klang war so mies, dass es mir ganz schnell die Laune genommen hat. Pausenloses Übersteuern, falsche Pegelverhältnisse zwischen den Instrumenten und die Gesangskanäle waren generell viel zu leise – liebe Klangmenschen, auch wenn es „nur“ die Camel Stage ist, hier hättet ihr euch wirklich mehr Mühe geben können.
Finsterforst 09
Wie schon erwähnt ging es dann wieder ins Zelt zu Marduk. Zwar eigentlich auch gar nicht meine Musik, aber manchmal ist man doch froh, sich zu „Neuem“ überreden zu lassen – und das gleich doppelt, denn Marduk hat sich für die Setlist großzügig am neueren Material bedient. Auch wenn mir der Konzertmarathon zu diesem Zeitpunkt schon fast etwas zu viel wurde und ich das Konzert aus einem Randbereich des Zeltes im Sitzen angehört habe, hat es sich doch gelohnt. Kein Wunder kommen manche nur für Marduk, verdammte Scheiße!

Marduk 09

Ein Vorteil hatte der Konzertmarathon aber: Durch den fehlenden Kater und die geruhsamere Nacht, die einem der fehlende Alkohol lässt, schafft man es am Folgetag auch ohne größere Anstrengung schon um 12:40 zu Be’lakor. Auch eine der Bands, die ich zuerst nur zufällig gesehen, bei der ich aber seither kein Konzert in der Nähe ausgelassen habe. Zwar sind die Jungs nicht gerade dafür bekannt, viel Party auf der Bühne zu veranstalten – zugegeben würde das auch überhaupt nicht zur Musik passen – aber musikalisch dürfte kein Zuschauer enttäuscht worden sein. Ein guter Start in den… Naja, Nachmittag.
Be'lakor 12
Wer aber noch etwas mehr Dampf brauchte, um den Vortag aus den Knochen zu kriegen, musste schon bald zur T-Stage aufbrechen, wo Milking the Goatmachine warteten. Ich muss zugeben, dass ich sie noch nie gesehen hatte, aber ich habe ja schon früher festgestellt, dass man sich öfter mal überreden lassen sollte. Und tatsächlich, das Konzert kann nur als lustig beschrieben werden. Mit viel Energie (klar, es war ja auch noch früh!) spielten die vier paarbehuften Todesmahler zur Wall of Death auf, dass das praktisch volle Zelt bebte. Auch hier, klare Empfehlung!
Milking the Goatmachine
Nach einer weiteren Tour durchs Camp, bei der ich unter anderem Cannibal Corpse, Kataklysm und Paradise Lost verpasst habe, konnte ich mich wenigstens gegen 20:00 wieder vor der Camel Stage einfinden. Dreamshade, eine schweizer Melodic-Death-Metal-Band, war mir bisher nur vom Namen her bekannt. Dass eine Band, die so viel drauf hat und so erwachsen klingt, auf der Camel Stage falsch aufgehoben ist, zeigte sich aber schon beim ersten Lied. Immerhin war man so im Gedränge vor der Bühne weniger dem mittlerweile recht kalten Wetter ausgesetzt.
Dreamshade 03
Ein paar vegane Burger später kamen dann Dark Tranquillity. Am letzten Festivaltag hat man bekanntlichermaßen dann doch keine Lust mehr auf allzu große Menschenmengen, weshalb ich das Konzert eh aus sicherer Entfernung anschauen wollte, doch das Wetter unterstütze mit einsetzendem Tröpfeln noch weiter dabei, dass die Crowd ein gutes Stück kleiner ausfiel als erwartet. Trotzdem konnte sich das Konzert gut sehen lassen, nicht ohne Grund sind die Schweden als geniale Live-Band bekannt.
Im Vorbeigehen habe ich dann noch ein paar Minuten des darauf folgenden Nightwish-Konzertes gesehen. Ich kann bis heute nicht genau sagen, ob es nur der Genrekontrast zu Dark Tranquillity war oder tatsächlich der „neue“ Klang von Nightwish, aber das, was ich in der kurzen Zeit mitbekommen habe, war eher Pop als das, was ich vor vielen Jahren an der Band cool fand, und lebte ganz offensichtlich von einer total ausgeuferten Show. Gut daran war nur, dass ich zurück im Camp nicht das Gefühl hatte, etwas zu verpassen.

Nachdem das Wetter über Nacht noch mal zugelegt hatte, hieß es also am folgenden Morgen für alle, die nicht in ihren Autos geschlafen haben, im Regen stehen und klatschnasse Zelte einzupacken. Vermutlich war das auch einer der Gründe, wieso dieses Jahr gefühlt mehr Camps chaotisch und vermüllt hinterlassen wurden als in den vergangenen Jahren.
Die Abfahrt war, wie ich gehört habe, wie immer reibungsfrei, als mein Auto jedoch rund drei regnerische Stunden nach Plan durch den netten ADAC-Mann vom Platz geschleppt und beim nächsten Autohaus abgeliefert wurde, war eh schon kein Mensch mehr in Sicht, der Reibung hätte verursachen können. Eine Bus- und zwei Zugfahrten später war ich dann auch total entnervt und mit rund 12 Stunden Verspätung wieder zu Hause.

Wie könnte das Resümee eines Festivals lauten, bei dem man den Anfang verpasst, das Wetter nicht mitspielt, bei jedem zweiten Konzert der Klang nicht stimmt und dann auch noch die Karre verreckt? Ganz klar: Saugeil. Von solch unwichtigem Scheiß lassen wir uns doch nicht das Festival versauen! Ein dickes Lob an die Orga, die bei matschigen Wiesen und Wegen mit Sicherheit noch mehr zu stemmen (pun intended) hat und an alle Leute, die dazu beitragen, dass das Summer Breeze jedes Jahr aufs Neue geil wird. Nur die Tonheinis kriegen bald mal was auf den Deckel, ich bin doch wohl nicht der Einzige, dem auffällt, dass die Hochtöner um Gnade winseln, oder?

Bis zum nächsten Jahr!

Summer Breeze 2015

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