Sommer raus es ist Titten – oder: Summerbreeze 2010
Das Breeze hat defintiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die pure Größe ist überwältigend. 40.000 Besucher. 100 Bands. Und schätzungsweise 2,5 Millionen Liter Bier! Es war einfach nur affengeil! Doch irgendwie greife ich zu viel vorweg.
Tag 1 – Die Anreise:
Unsere Fahrt begann um Punkt 8:33 am Friedrichshafener Stadtbahnhof. Ich war wirklich erstaunt, was für eine Masse an Menschen zu diesem Ereignis pilgerte. Wir hatten immerhin einen kompletten Wagon für uns. Auf der Fahrt zwischen Ulm und Ellwangen hatten wir dann sogar den ganzen Zug für uns. Nur mehr Busse hätten vorhanden sein sollen, denn wir standen ewig am Ellwangener Bahnhof und mussten hoffen im jeweils nächsten Bus einen Platz zu finden. Doch die Party, die im Bus zugange war entschuldigte jedes Warten.
Für die Pressemenschen, wie wir es sind, war es etwas dumm mit dem Bus bis ans Festivalgelände zu fahren, da wir die halbe Strecke wieder zurücklaufen mussten, um unsere Pässe abzuholen. Ohne Gepäck geht das ja noch, aber mit vollem Marschgepäck… viel Spaß. Und wenn die Freunde dann nicht am ausgemachten Ort warten… naja, sagen wir es mal so: Es macht nicht sonderlich viel Spaß, über den gesamten Campingground zu wandern, wenn die Leute das Camp ganz wo anders aufgeschlagen haben. Dafür wurden wir allerdings mit einem Pavillion und einem Auto voll Bier entschädigt!
Bis zu diesem Zeitpunkt musste ich noch ein großes Manko des Schlüsselbandes, das unsere Pässe hielt, verzeichnen: Der Karabinerhaken ist nämlich so locker, dass der laminierte Pass einfach bei einem starken Windstoß wegweht!
Der Anreisetag ist bestens dafür geeignet sich mit den lokalen Besonderheiten auseinander zu setzen. Dieses beinhaltet sich die Toiletten-Stationen genau einzuprägen, (In meinem Fall war es das VIP-Klo… ich bin jeden Morgen über den gesamten Platz gelaufen um in Ruhe ein Ei zu legen!), zum Einkaufen in die Stadt zu fahren (Achtung: Lange Wartezeiten an den Busstationen und vor den Supermärkten mit einberechnen. Ja: Die lassen nur kleine Gruppen gleichzeitig in die Supermärkte!) und Jan Wingender (Dressed-in-Black-Comics) mit seiner Bierzapfanlage suchen (Handy sei dank war er schnell gefunden!).
Desweiteren kann man sich am ersten Tag während des New-Blood-Contests und während der Nuclear-Blast-Party (u.a. Suffocation, Rage und Equilibirum)auf die permanente Belastung der Füße prima einstellen. Auch wenn dieses WarmUp auf das Partyzelt beschränkt war und dieses erstens nicht die beste Akustik hat und zweiten aus allen Nähten geplatzt ist. Es war auf jeden Fall eine lustige Feier!
Fazit: Gottchen war ich betrunken!
Tag 2 – Rumpsteak ist toll:
Es ist schon scheiße, wenn man sich für das ganze Festival mit Dosenfutter eindeckt. Dieser Notstand hat uns dazu veranlasst am zweiten Tag (also dem ersten offiziellen Festivaltag) mit dem Quad in die Stadt zu fahren. Ja: Wir hatten ein Quad dabei. Leider durften wir dieses nicht mit auf den Campingground nehmen, sodass wir unseren gesamten Einkauf (ein Rucksack voll Bier, zwei Transportboxen mit Grillgut, sechs Kilo Kohle und einem Billiggrill) zu zweit vom Tagesparkplatz über den kompletten Campingground tragen mussten. (Es war auch sehr seltsam, als uns die Security am Tag zuvor 20 Liter Met wegnehmen wollten, weil sie dachten das sei Sprit!)
Geschätzte zwei Kilometer und fünf Liter Wasserverlust durch Schweiß weiter konnten wir dann wenigstens direkt den Grill aufbauen und uns ein noch kühles Bierchen gönnen. Das Wochenende war gerettet!
Ich musste auch feststellen, dass das Gefühl der Dekadenz, dass aufkommt, wenn man neben all den Leuten, die ihre kalten Ravioli essen, ein Rumpsteak auf den Grill schmeißt, durchaus angenehm ist. So etwas festigt die Arroganz und das Elitedenken.
Doch recht schnell ging es los zu den Bands. Ich wollte auf keinen Fall Feuerschwanz verpassen. Die Mühe sich durch das Partyzelt zu kämpfen hat sich vollends gelohnt. Die Jungs aus Erlangen machten derart Party, dass ich froh war, meinen Weg – als Lindwurm – aus dem Zelt raus zu finden.
Es ging dann direkt weiter zu Napalm Death. Schade… die Grindcoregrößen hätte ich mir gern ganz angesehen. Aber nichts desto trotz war auch das Ende des Konzertes affengeil!
Allgemein war der Donnerstag – aus musikaltischer Sicht – ein gelungener Tag. Napalm Death, Agnostic Front, Necrophagist und Behemoth. Alles Bands, die ich unbedingt mal sehen wollte. Und die Reiter überzeugten mich wieder. Ganz im Gegensatz zu ihrem mehr als demotivierten Auftritt auf dem M'era Luna 2009.
Der Abend wurde – wenn gerade keine Band spielte – im Camp bei Grillen und Werwolfspielen verbracht. (Wer nicht weiß, was das ist: Werwolf ist ein „Rollenspiel“ bei dem ein Dorf von Werwölfen infiltriert wurde und diese gelyncht werden müssen!) Irgendwie war es fast schade, dass mein Rucksack voll Bier nach nur einem Tag leer war.
Tag 3 – Fritierte Calzone ist mein Crack:
Der Freitag war definitiv ein sehr stressiger Tag. Viel zu viele Bands wollten gesehen werden. We Butter the Bread with Butter (bei denen das Publikum die Kapazitäten des Partyzeltes gesprengt hat), Mono Inc. (bei denen Katha, die Drummerin, uns – mal wieder – verzaubert hat), Letzte Instanz (der Feuerwehrschlauch-Regen war einem Orgasmus gleichzusetzen!), Fiddler's Green (Ich musste eine Pause machen… ich habe sie im Sitzen erlebt!), Black Dahlia Murder (Whey.. ich hab ein Shirt ergattert!), Ensiferum (sie haben UNSERE Melonen-Wikinger-Helme getragen!), Anathema (Ein purer Akustik-Orgasmus) und Cannibal Corpse (Wegweisend!). Und alles am Stück. Denn während einem Konzert auf der einen Bühne, wurde die jeweils andere präpariert! Dem Besucher wurde keine Pause gegönnt. Brutaler und knallharter Metal. So wie es sein soll!
Allerdings habe ich die lange Zeit auf dem Festivalground auf genutzt um eine kulinarische Weltreise zu machen. Es war alles vertreten: Von Bratkartoffeln, über ungarische Langos, Pizza, Hamburger bis hin zu Hot-Dogs. Es war alles vertreten. Es gab sogar eine vegetarische Fressbude! Aber das absolut geilste Essen, dass es auf dem gesamten Festival war – und da kann das Rumpsteak einpacken – waren diese frittierten Calzone. Ich kannte diesen Stand schon vom M'era Luna und wusste was für eine geballte Ladung Käse mich erwartete. Ich fühlte mich wie auf allen großen Festivals: Wie Gott in Frankreich. Ihr müsst euch das so vorstellen: Ein frittiertes Teigkissen, gefüllt mit eine Unmenge geschmolzenen Käses und ein paar Stückchen Schinken. Mehr ist das nicht. Meiner Meinung nach, könnten die auch den Schinken weg lassen. Es geht mir nur um diese Käse-Überdosis.
Das Problem war nur, dass ich so verrückt nach dem Zeug war, dass ich mein gesamtes Budget in diese Droge investiert habe. Und ich bereue nichts. Vom Suchtpotential her, ist Crack verglichen mit diesen Käsekissen Babykram!
Der Rest des Tages wurde – wie sollte es auch anders sein – mit ausgeprägtem Alkoholkosum zugebracht. Es kristallisierte sich ein Fanclub heraus, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Brüste meiner Freundin zu verehren und mich – den Eigentümer – mit Bier zu besänftigen. Dies hatte zur Folge, dass wir irgendwann zu Gwar torkeln mussten. Aber das macht nichts, denn Gwar war sau lustig. Eine skurrile Mischung aus Muppetshow und Lordi.
Aber danach hat uns nicht mehr wirklich viel wach gehalten. Ich viel sofort schlafend ins Zelt.
Tag 4 – Rise of the Monnema Mäddl-Türke!
Der letzte (ernstzunehmende) Tag auf dem Summerbreeze wurde wie fast jeden Tag mit Steaks und Werwolf-Runden eingeleitet. Groß dazu sagen kann man eigentlich nicht wirklich. Wir waren alles andere als aufnahmefähig und der Alkohol zerrte an unseren Kräften.
Doch nichts desto trotz haben wir uns noch ein paar Bands angesehen. Darunter Bands wie Van Canto, Frei.Wild, Sepultura, Korpiklaani, Dark Funeral und Eisregen. Eigentlich wollte ich mir auch noch 1349 sehen, doch das lies mein Körper echt nicht mehr zu, denn die Norweger spielten bis 3:00 Uhr.
Das absolute Highlight war allerdings der Surprise Act: Bülent Ceylan. Als Mannheimer kenne ich den langhaarigen Türken natürlich schon etliche Jahre, doch diesmal hat er uns etwas besonderes mitgebracht. Es war – seiner Aussage nach – wohl schon länger sein Wunsch auf Wacken aufzutreten. Die wollten ihn allerdings nicht und das Breeze empfang ihn mit offenen Armen. Sehr zur Freude der Besucher.
Es ist wirklich ein absolut geiler Anblick, wenn sich 40.000 Metalheads vor lachen krümmen. Und er hatte schließlich etwas besonderes mitgebracht. Ein rassistisches Programm gegen Rassismus.
Den Rest des Tages verbrachten wir in Campingstühlen und waren am entspannen. Anders war das nicht mehr zu bewerkstelligen. Unsere Füße schmerzten, unsere Wirbelsäulen ebenso und die Stimme war total im Eimer! Zweifelsohne lag dies nur an den hochkarätigen Bands, für die, die Orga gesorgt hatte. Dankeschön hier von mir.
Ein entgültiges Resumee:
Das Summerbreeze ist zweifelsohne eine würdige Alternative zum Wacken Open Air. Mindestens genauso geile Bands, zu einem humanen Preis. Die Stimmung ist gut, die Leute nett und die Security kompetent.
Mit rund 70 Euro ist das Breeze ein Festival, dass ich ab sofort jedes Jahr besuchen werde. Das liegt natürlich auch an den Nähe zu meinem Wohnort, aber auch an dem Qualitätsanspruch, den die Orga hat. Leute, das macht ihr super!
Von mir gibt es 10 von 10 Pommesgabeln!