WGT Bericht 2013
– ein (sehr persönlicher) Rückblick
Es war das 22. Wave-Gotik-Treffen dieses Jahr und mein 9. Man kann mich also einen alteingesessenen WGTarier nennen. Dennoch war dieses WGT ein ganz Besonderes.
Ein ganzer Monat ist nun vorbei. Die Blasen sind abgeheilt, die Kleider gewaschen, die Urlaube vorbei, die Erlebnisse zu Erinnerungen geworden.
Das Wetter war toll, die Stimmung war herrlich. Die Voraussetzungen waren also alles andere als schlecht. Die Farbe blau für das Camping-Bändchen war zwar gewöhnungsbedürftig, aber nicht allzu verstörend (für die Meisten). Alle freuten sich den Pfingstboten in der Hand zu halten, der doch immer ein Andenken sein wird an das Wochenende, das bevorstand.
Wieder über 200 Künstler konnte das WGT für sich verbuchen. Das Ich waren dabei genauso wie Vroudenspiel, Welle:Erdball, I Like Trains und Saltatio Mortis. Und so, so viele mehr. Die Tontechnik schwankte zwischen „okay“ und „verbesserungswürdig“, was aber nicht das erste Jahr so ist. Warum in der Hinsicht nicht nachgebessert wird, kann ich nicht beurteilen.
Was als Camper positiv zu nennen war, ist, dass die Dixis teilweise bis zu 3 Mal am Tag sauber gemacht wurden. Auf einem Festival ist das schon richtiggehender Luxus. Mein undichtes Zelt hingegen weniger. Darum fand es sich nach dem Abbau auch auf dem Müllhaufen wieder.
Zu den Kinofilmen und Lesungen hab ich es dieses Jahr leider gar nicht geschafft. Der Andrang war riesig und die Säle zu klein, was ich als eingefleischter Christian von Aster Fan furchtbar schade fand. Dass ich die Friedhofsführung auch nicht mitmachen konnte, stank mir dann schon gewaltig. Aber da man sich das Festival nicht versauen will mit schlechter Laune, macht man das Beste aus der Situation und geht halt einfach so über den Friedhof (ohne Alk, nicht gröhlend, ohne Musik; ich finde einen gewissen Respekt vor den Toten wichtig).
Wie gewohnt bin ich über den WGT – Markt in der Agra-Halle geschlendert und habe hier und da eine Kleinigkeit erworben. Die Halle war wie immer zu voll, zu laut und für mich als Studentin ETWAS zu teuer. Aber ist ja WGT. Da will man nicht so sein.
Das Heidnische Dorf war dieses Jahr erstaunlich über-voll, möchte ich sagen. Und laut. Sehr laut. Ich bin ja vieles gewohnt. Dass ich Saltatio Mortis auf dem großen Zeltplatz noch deutlich hören kann, eher nicht.
Ich habe vielleicht 10 Bands gesehen, teilweise einfach die Agra-Halle aufgesucht und mich mit einer Picknickdecke hingesetzt und gelauscht. Kulturelles wie einen Museumsbesuch hab ich dieses Jahr sogar ganz ausfallen lassen.
(Ab hier wirds emotional, vorsicht!!!)
Was also machte das WGT für mich so besonders? Die Menschen, die ich traf.
Es waren dieses Jahr ganz besondere Menschen, die mein Herz auf verschiedenste Weisen berührten. Einige kannte ich schon aus den Jahren davor, was meine Wiedersehensfreude umso größer machte. Manche kannte ich nur aus dem Internet, manche gar nicht. Ich bin ein Mensch, der zweifelt. Ist die Szene noch das, was sie war, als ich dazustieß? Macht sie dich noch glücklich? Willst du noch ein Teil von ihr sein?
Diese Menschen haben mich sagen lassen: JA!
Ich kam mit fast leerer Brieftasche zum WGT und fand Freunde, die mir Essen und Trinken gaben und teilten, was sie hatten. Denen es egal war, ob ich im Kleid oder Shirt und Jeans bei ihnen war. Ich durfte ich sein und wurde wie ein Familienmitglied in die Gruppe aufgenommen. Ich war dieses Jahr wieder alleine zum WGT gereist und dankbar für Gesellschaft. Ein BFler war noch so lieb und verbrachte die Zugfahrt mit mir. Für die Hilfe beim Zeltbau bin ich noch immer überaus dankbar (ja, ich bin zu doof, ein Zelt alleine aufzubauen)
Ihr, meine Lieben, habt mir ein WGT beschert, das ich so noch nicht kannte. Ich hatte immer Leute, die mich freundlich aufnahmen. Ihr hingegen behandeltet mich so, als wäre ich schon immer dabei gewesen. Meine Dankbarkeit kann ich gar nicht in Worte fassen. Für mich ist das etwas Besonderes gewesen, weil ich in Gruppen schnell schüchtern bin und mich zurückziehe. Bei euch hatte ich keine Angst.
Wenn Leute von der besonderen Atmosphäre sprechen, dann sprechen sie von Leuten wie denen, die ich kennenlernen durfte. Ich habe relaxt, gelacht, getrunken, gefeiert, Musik genossen und die Stadt aufs Neue entdeckt. Die Szene wurde für mich wieder etwas, das mich mit Freude erfüllte. Eine Gesellschaft, die toleranter, herzlicher und höflicher ist als die, die ich sonst kenne.
Ich glaubte fast, dieses Hoch-Gefühl würde ewig anhalten. Dieses Gefühl, das so viele befällt auf dem WGT, weil die Menschen einfach so wunderbar sind und das WGT zu dem erst machen, was es ist – unvergleichlich.
Die Menschen, die ich traf, werde ich nie vergessen. Wie dieses WGT. Auch, sollten sich unsere Wege irgendwann trennen. Ich werde mein Leben lang an dieses eine besondere WGT denken und hoffe, dass wir uns im nächsten Jahr wiedersehen werden und erneut ein feierliches WGT begehen werden.
Das Hoch-Gefühl war leider nicht von Dauer. Die schöne Illusion hielt eine Zugfahrt lang. Ab da war ich wieder allein …