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Ein ereignisreiches Festival wird überschattet – oder: Das Summer Breeze 2012

Man kann sch

on sagen, dass das Summer Breeze ein würdiges Jubiläum erfahren hat. Fünfzehn Jahre nachdem das Festival zum ersten Mal auf den Wiesen in Abtsgemünd veranstaltet wurde, lud Silverdust in Dinkelsbühl zur Feier. Mit dabei waren u.a. AMON AMARTH, WITHIN TEMPTATION und IMMORTAL. Doch neben all der Partystimmung musste unsere Gemeinde einen tragischen Verlust registrieren.

Bevor ich nun weiter auf das Festival eingehen werde, möchte ich zunächst einmal den Hinterbliebenen mein offenes Beileid aussprechen. Jaqui saß am letzten Abend des Festivals noch bei uns im Camp. Man hatte Spaß, feierte ausgelassen und lernte sich vor allem kennen. Am nächsten Tag reiste sie ganz normal mit ihrem Auto ab. Daheim in Bonn teilte man mir über Facebook mit, dass Jaqui auf der A7 bei Nürnberg die Kontrolle über ihr Auto verlor und daraus ein schwerer Unfall resultierte. Kurze Zeit später verstarb die Zwanzigjährige im Krankenhaus. Zu den Hinterbliebenen gehört auch mein Bekannter – und Mitcamper – Martin. Ihm, seinem Schmerz und vor allem dem tragischen Opfer widme ich diesen Artikel.

Die Vorbereitungen waren in diesem Jahr ganz besonders exzessiv. Man wollte die perfekte Party organisieren. Im Zuge dessen haben wir sehr früh das Angebot von Silverdust in Anspruch genommen eine Campingfläche zu reservieren. Gut, der ganze Spaß kostete uns 200 Euro, aber durch 20 Mann ergab das einen Obulus von zehn Euro.
Die Vorteile waren ganz klar: Wir mussten uns nicht abmühen möglichst früh am Platz zu sein und konnten daher gegen Mittag in Bonn losfahren. Des Weiteren wurde uns von Silverdust ein Dixi-Klo zur Verfügung gestellt. Und ich muss sagen, dass dies wohl der größte Luxus war, den ich mir hätte vorstellen können. Leider war der Platz sehr knapp bemessen, wodurch wir unser letztes Auto fast in eine Lücke heben mussten um noch den nötigen Platz für die Zelte zu haben. Dafür hatten wir es echt nah zu den Bühnen, die reservierten Campingflächen befanden sich auf Campground A – also ganz vorne.

Die Bands waren wie immer klasse. Ich denke da hat Silverdust echt den Bogen raus. Auch die Security war in diesem Jahr deutlich entspannter als in den Jahren zuvor. All das sorgte für eine ausgelassene Atmosphäre auf dem Platz. Im Vorfeld kam es ja zu Aufschreien der Empörung, als die Orga bekannt gab, dass keine Wasserspritzpistolen auf dem Gelände erlaubt seien. In Anbetracht der Tatsache, warum diese nun verboten waren – Im Jahr zuvor füllten einige Spaßvögel diese mit ihren Körperflüssigkeiten – erschien mir diese Maßname allerdings angemessen.

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass im diesem Jahr die Stimmung derart gut war, dass ich die komplette Nuclear Blast Label Night verpasst habe. In sofern kann ich zum Mittwoch keine Angaben über die Qualität der Bands machen. Ich hörte nur in weiter Ferne Graveworm und habe mich geärgert zu betrunken gewesen zu sein um diese nicht live zu sehen.

Der Donnerstag begann sehr ruhig. Ich begab mich erst gegen Mittag zu den Bühnen. Den Beginn machten für mich AGRYPNIE, die ich bis dato nicht kannte. Über Facebook – vor Allem dem HERETOIR-Account – hatte ich allerdings schon öfter von der Band gehört und war schließlich positiv überrascht. Feinster Black Metal mit einer guten Note Post Rock. Es hat mir sogar so gut gefallen, dass ich mir später die Alben besorgte. Noch mehr überrascht war ich allerdings, als ich merkte, dass der Mann, den ich da fotografierte Eklatanz – also der Frontmann von HERETOIR – war. Das versüßte mir den Tag ungemein.
Doch der Marathon begann erst: Ich wollte unbedingt PETER PAN SPEEDROCK sehen. Immerhin war mir diese Band nicht ganz unbekannt. Ich besaß selbst schon einige Alben und habe mich gefreut diese endlich live sehen zu können. Kennengelernt hatte ich diese Band vor sehr vielen Jahren durch ein Holländisches Pornomagazin, dass ich mir während eines Besuches dort gekauft hatte.
Und ich muss sagen ich hatte lange nicht mehr so einen Spaß. Die Jungs haben echt wie wild gerockt. Das ist ein Konzert dass richtig Spaß gemacht hat.
Direkt danach ging es zu ALCEST. Auf die Franzosen habe ich mich ja ganz besonders gefreut. Um so ernüchternder war dann dass mir der Auftritt so gar nicht gefallen hat. Ich weiß nicht genau woran das lag, entweder war Neige wirklich so schlecht und stimmlos oder ich bildete mir das nur ein weil in der ersten Reihe ein Mensch stand den ich noch kurze Zeit davor unendlich vergöttert hatte. Fakt ist aber, dass ich es nicht mehr drauf ankommen lassen werde. Ich werde ALCEST nun nur noch vom Album hören und die wundervolle Musik genießen.
Nach einer längeren Zeit auf dem Zeltplatz wollte ich einen guten Platz bei den GRINDFUCKERS haben, und wollte somit eine Band vorher hin. Leider ist die Running Order auf meinem Pass immer so klein, dass ich mich um eine Stunde vertan habe. Also sah ich gezwungener Maßen DIE KASSIERER. Das wäre auch kein Problem gewesen, denn die Stimmung im Zelt war super. Das war eine Party sondergleichen, die ich so noch nie in meinem Leben gesehen habe. Aber glaubt mir, das zu früh im Zelt sein hat sich richtig gelohnt, denn wie gesagt: Ich war viel zu früh da, erwartete allerdings die GRINDFUCKERS und fand deshalb einen guten Platz in der dritten Reihe. Ich fand das dann allerdings doch etwas seltsam als der Soundcheck nicht gar so lustig ausfiel wie sonst. Durch das Licht im Zelt konnte ich einen Blick auf die Running Order erhaschen und sah, dass gerade GHOST BRIDGADE aufbaut. Eigentlich hatte ich darauf auch keine Lust: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Aber das Warten hat sich gelohnt. Was ich nämlich nicht wusste war, dass GHOST BRIGADE einen wundervollen Post-Rock spielen. Ich glaube ich stand dort wirklich mit offenem Mund als die Jungs mit ihrem Spiel begangen. Ich glaube das ist die Band, die ich für mich persönlich mit nach Hause nahm.

Doch dann war es endlich soweit. Die Massen lichteten sich und ich schaffte es mit meiner Begleitung einen Platz in der ersten Reihe zu erhaschen. Bereit dem Schabernack der EXCREMENTORY GRINDFUCKERS zu erliegen. Und ich hatte mir nicht zu viel versprochen. Ich mag die Auftritte dieser Band. Jedes Mal stürze ich mich in ein Feuerwerk der guten Laune am Rande des Wahnsinns. Ich glaube mit all ihrem Charme wären die Kerlchen prima am Set von Fear and Loathing in Las Vegas aufgehoben gewesen. Am Ende des Konzerts schaffte ich es sogar noch ein T-Shirt zu fangen, dass mir gnadenlos zu klein war. Ich beschloss, dass die Brüste meiner Begleitung in diesem Shirt sicher super aussehen würden und gab es ihr später.
Zurück am Zeltplatz hörte ich plötzlich Anna Murphy von ELUVEITIE auf der Painstage. Allerdings verursachte das lange Stehen so derart schmerzen, dass ich mir die Band vom Zelt aus anhörte… und es ein klein wenig bereute.

Am dritten Tag hingegen – das war der Freitag – war ich schon früh auf dem Platz. Ich wollte unbedingt THE FORESHADOWING sehen und auch fotografieren. Ich war erstaunt, dass so wenig Publikum auf dem Platz war, aber ich denke das ist in Anbetracht der Uhrzeit kein Wunder gewesen. Das ist ein Fluch mit dem all die Bands am Morgen zu kämpfen haben. Und 11:00 war echt schon verdammt früh. THE FORESHADOWING war übrigens eine der wenigen Bands, die ich an den großen Mainstages sah. Zum allerersten Mal richtete ich mein Augenmerk fast gänzlich auf die Bühne im Partyzelt. Auch das ist als Kompliment an Silverdust zu verstehen.
Doch die nächste Band sollte erst um 17:00 BLACK SUN AEON gewesen sein. Ich wusste nicht so ganz was mich erwartet, aber ich fand der Name klang interessant. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sie irgendwie zwischen Post-Rock und Death-Metal einordnen. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch. Es macht aber auch heute noch tierisch Spaß den Kerlchen zu lauschen.
Von dort aus ging es dann mehr oder weniger direkt zu SIX FEET UNDER. Meine Herren haben die Laune gemacht. Die Band stand schon mehrere Jahre auf meiner Agenda und es war das warten absolut wert. Ganz zu schweigen davon wie schwummrig mein Kopf nach all der Bangerei gewesen ist, aber aber TNT musste ich mich echt zurückhalten nicht zu Crowdsurfen. Im Nachhinein betrachtet hätte mir das aufgrund meines Gewichts Gewissensbisse gemacht.
Zu guter Letzt führte ich mir EISREGEN zu Gemüte. Es war ja nicht das erste Mal, dass ich die Band live sah und es hat wie immer Spaß gemacht. Der Sound ist hart wie eh und je und der Herr Blutkehle hat nichts von seinen morbiden Gedanken eingebüßt. Dennoch versteht es der Blutromantiker auf eine ganz besondere Art und Weise die Massen zu begeistern. Einzig und allein der Moshpit, der direkt hinter mir war störte mich. Das dauernde Gerempel beim Bangen sorgte dafür, dass ich auf eine besondere Art und Weise wütend wurde. Warum bilden sich Moshpits immer da, wo ich durch sie gestört werde… und nicht zentral vor der Bühne wo es üblich ist?
Eigentlich wollte ich mir dann noch AHAB ansehen, aber um 03:20 schlief ich längst seelenruhig.

Der Samstag begann für mich typisch – Wurde ich zwar schon um 8.00 Uhr durch gröhlende Campnachbarn aus dem Schlaf gerissen, brauchte ich doch eine halbe Stunde, um den Weg aus dem Kofferraum meiner Karre zu finden, um draußen bereits das halbe Camp beim Männerfrühstück vorzufinden. Doch wozu die Eile, BEMBERS geht doch erst 14.00 Uhr auf die Bühne!
Das war dann auch mein wirklicher Einstieg in einen eher ruhigen Tag, denn die knappen 8 Stunden Konzerte des Vortages steckten mir noch in den Gliedern. BEMBERS also, der sich in letzter Zeit mit seinen Youtube-Videos einen Namen gemacht hat, durfte auf der Camel Stage seinen nicht immer ganz politisch korrekten Humor zum Besten geben – und sorgte mit seiner kleinen Show für Gedränge weit über den abgetrennten Bereich direkt vor der Bühne hinaus. Wie ich fand ein passendes Nebenprogramm zum Festival-„Alltag“.
Danach ging es erst mal zurück ins Camp, ein wenig Flüssignahrung tanken und bereit machen für eine Band, die ich mir fett in der Running Order angestrichen habe: LACUNA COIL, zu Zeiten von Karmacode (2006) schon zu einer Lieblingsband aufgestiegen, konnte ich mir zuerst am Stand von metal.de unter die Lupe nehmen und mich nur kurze Zeit später auf der Pain Stage von ihren Live-Fähigkeiten überzeugen. Die Gruppe um Andrea und Cristina konnte mit einer genialen Setlist mehr als nur eindrucksvoll unter Beweis stellen, was sie können.
Zuletzt kam für mich, nachdem ich AMON AMARTH größtenteils verpasst hatte, KATATONIA. Wer KATATONIA schon ein mal live gesehen hat, weiß was ihn erwartet, doch ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich sie bisher selbst aus der Konserve vernachlässigt habe. Der Festival-Abschluss (zumindest auf den Hauptbühnen) zeigte sich mir als genial sitzende Show mit viel Atmosphäre und KATATONIA-typischer Gänsehautmusik quer durch ihre Veröffentlichungen inklusive Ausblick auf ihr zu dieser Zeit noch nicht veröffentlichtes Album „Dead End Kings“. Ein würdiges Ende!

Autoren: Pestilence & Hyaena

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