Scheinkraft – Illusion
„Vollkommenheit ist Illusion“ heißt es auf der Facebook-Seite der österreichischen Band SCHEINKRAFT. Dies ist eine Aussage, mit der ich sogar zu 100% konform gehen kann.
Kennen gelernt habe ich die Combo, die sich als Nebenprojekt aus THE BLOOD MILE herauskristallisiert, auf dem letztjährigen Sick Midsummer Festival in Oberösterreich. Dort wurde mir von deren Sänger neben der Scheibe vom Hauptprojekt auch die Debut-EP von SCHEINKRAFT, mit dem schlichten Namen, „Illusion“ überreicht. Im Auto bildete ich mir einen ersten Eindruck zu dem schmucken Scheibchen.
Im Grunde war die EP nur eine gebrannte Audio-CD, die von Hand beschriftet wurde und mit einem – im heimischen Tintenstrahl-Drucker gedruckten – Cover in ein Slim-Case gepackt wurde. Als ich die CD schließlich anhörte offenbarten sich mir andere Welten. Ich merke allerdings erst jetzt, da ich dieses Werk mit guten Kopfhörern höre den gewaltigen Unterschied, der durch das Tuning vom Autoradio ausgelöst wurde.
Die Scheibe umfasst vier Tracks, die es mir unmöglich machen zu entscheiden, welches denn mein persönlicher Favorit ist.
Alles fängt mit einem doch recht hämmernden Opener mit dem Namen „Einsamkeit“ an. Während das Schlagzeug einem stetig den Kopf metaphorisch gegen die Wand haut, reißen einem melodische Gitarrenspiele an die Küste einer Atlantikinsel. Ruhe. Man steht allein am Ufer, eine hohe Felswand im Rücken. Plötzlich entladet der Sturm seine Kraft. Sanfte Wogen wachsen zu hohen Brechern, der Wind peitscht einem mit voller Wucht ins Gesicht, das Wasser greift nach den Füßen um einen in das dunkle und kalte Grab des Ozeans zu ziehen.
Eher getragen geht es mit „Gedanken“ weiter. Das Intro ist recht langsam und die Geschwindigkeit steigt – trotz Doublebass – kaum merklich. Alles scheint darauf abgezielt zu sein, sich der Traurigkeit seiner eigenen Existenz bewusst. Dann: Das Lied schlägt einen immer wieder ins Gesicht. Die Geschwindigkeit steigt. Die Gedanken werden düsterer. Man starrt aus dem Fenster und man fiebert dem Untergang entgegen. Der Himmel tut sich auf. Es regnet Blut. Das Lied hält eindeutig, was es mit seinem Titel verspricht. Zu guter Letzt bildet das Stück mit seinem ruhigen Outro den perfekten Übergang zum nächsten Lied.
„Götternacht“ ist ein sehr klassisch gehaltenes Instrumental-Stück, dass sich auch perfekt als Opener für ein Full-Lenght-Album eignen würde. Ausgeklügelte Läufe und das wunderschöne Geräusch, wenn Finger über Saiten gleiten, lassen mich ganz kurz von meinen Gedanken ablassen. Ganze 1 Minute und 21 Sekunden kann man einfach die Seele baumeln lassen.
Das Geräusch von Strom im Verstärker lässt vermuten, dass es nun wieder lauter wird. Und ja, „Vollkommenheit“ macht seinem Namen alle Ehre. Langsam und schnell wechseln sich immerzu ab und kreieren so einen Sound, wie man ihn bereits von LANTLÔS kennt. Ich glaube fast, dass ich diesen Song am ehesten mag. Aber ganz genau kann ich es noch nicht sagen. Wie bereits gesagt: Bei dieser Scheibe ist es ganz besonders schwer.
Mein Fazit fällt sehr positiv aus. Nach diesem genialen Debut erwarte ich ganz Großes von SCHEINKRAFT. Die Tatsache, dass es dieses Album gratis zum Download gibt, trägt natürlich positiv zu meinem Fazit bei. Ich mag es, wenn Musiker aus Freude musizieren und ihre Werke unentgeltlich bereitstellen.
Der einzige Kritikpunkt zur EP ist eigentlich nur die Laufzeit. Diese ist für meinen Geschmack deutlich zu kurz. Aber man kann ja nicht alles haben…
Tracklist:
- Einsamkeit (4:35)
- Gedanken (5:16)
- Götternacht (1:21)
- Vollkommenheit (5:43)
Title: | Illusion |
Band: | Scheinkraft |
VÖ: | 26.07.2011 |
Genre: | Black Metal |
Label: | Eigenproduktion |
Herkunft: | Österreich |
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