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Review: Rock in Concert Open Air 2011

„Vielen Dank Lichtenfels“ schallt es laut aus den großen Boxentürmen. Das Publikum antwortete fast immer einstimmig mit den Worten „Das heißt Weißmain“. Denn irgendwie war das Lichtenfels auf dem Plakat recht irreführend. Doch dazu später. Allgemein war das RiC doch recht kontrovers. Warum erfährt ihr weiter unten.

Wäre ich nicht einer dieser manischen Festivalbesucher, die Monate vor Beginn schon jeden Zentimeter der Website erkundet, wäre ich wohl auch nach Lichtenfels gefahren. Doch irgendwo in der Sektion „Anfahrt“ war vermerkt, dass das Festival ja gar nicht in Lichtenfels ist, sondern in dem kleinen Weißmain. Etwa 20 km weit von Lichtenfels in der Pampa. Gut… ein sonderliches Problem war dies nicht… immerhin fuhr täglich ein Bus von Bamberg nach Weißmain.

Wer nicht das Glück hatte, diesen einen Bus zu erwischen, fuhr wohl nach Burgkunstadt um dort auf das Taxi angewiesen zu sein.

Selbst die schlauen, glücklichen Autofahrer hatten sich zwischenzeitlich verirrt und das Anreisechaos war perfekt. Denn wenn es einer der Autofahrer endlich nach Weißmain geschafft hatte, war dort nichts ausgeschildert. Ich selbst nahm – wie so viele – den falschen Weg zum Waldstadion und kam prompt in der Backstage-Einfahrt raus. Dort erklärte man mir, dass ich noch einmal das komplette Dorf (gilt Weißmain schon als Stadt?) durchqueren müsse um das Stadion von der anderen Seite aus zu betreten.

Gesagt getan. Ich lief also – mit 20kg Marschgepäck – durch Weißmain und fand erstaunlich aufgeschlossene und tolerante Bewohner. In Anbetracht der Tatsache, dass das Fest Weißmains erstes Metal-Open-Air war, waren die Bewohner sehr interessiert und hilfsbereit. Mein erster Dank gilt somit den Weißmainianern, ohne die ich wohl nie den Weg gefunden hätte.

Ebenso wenig waren die Supermärkte auf den schwarzen Ansturm vorbereitet. Um Reisegewicht zu sparen, kaufte ich erst vor Ort ein. Das handhabe ich eigentlich immer so… außer in Wacken. Das steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Zu meiner Freude musste ich feststellten, dass die Preise – trotz dem Ansturm – nicht gestiegen sind.

Ein weiteres Highlight war der Campingplatz. Diesen erreichte ich nach etwa 10 Minuten Marsch (es fühlte sich wie Tage an!). Vor den Toren des Festivals angekommen, musste ich auch feststellen, dass die Kasse bzw. die Bändchenausgabe noch nicht geöffnet hatte. (Noch) Freundliche Security lotste mich auf den doch recht überschaubaren Campingplatz. Und ich muss gestehen, dass mir der Zeltplatz echt gefiel. Es herrschte eine super Stimmung (wie man das von Festival-Zeltplätzen gewohnt ist) und durch die Kapazität von nur etwa 3000 Mann war doch alles recht familär.

Einziges Manko: Falls man auf dem Campingplatz (legal) seine Notdurft verrichten wollte, so musste man sich entweder für acht Euro eine Scheißhaus-Flatrate kaufen oder einen Euro pro Stuhlgang berappen. Es ist schön und gut, dass BK Konzertproduktionen keine Dixi-Klos nutzen wollen (das ist sogar löblich!), aber dann muss man den Besuchern auch Aufpreis-freies Scheißen ermöglichen. VIVA LA REVOLUTION!

Drinnen im Stadion waren die Klos (auch prima Spülklos) wiederum gratis. Das einzige Problem war einfach, dass die Bändchenausgabe (und somit auch die Tore zum Festivalground) erst am nächsten Morgen öffnete. Diese Verspätung war sogar so eklatant, dass die Besucher, teilweise bis um 17 Uhr anstanden, bis sie Bändchen erhielten, ihr Zelt aufbauen konnten und in Ruhe das Festival besuchen konnten. Ihre erste Band sahen diese armen Menschen erst ab 18 Uhr… da viele Besucher Tageskarten hatten, war das für sie ein Griff ins Klo. Unschön liebe Veranstalter.

Was mich wi

rklich von den Socken haute, war die Musik. Denn an dieser merkte man sofort welcher Standard gesetzt wurde. Spielen durfte nur was Rang und Namen hatte. Von Varg, über 9mm bis schließlich zu Motörhead, Alice Cooper, Sabaton und In Extremo. Aus musikalischer Sicht ein wahrer Hochgenuss!

Ich möchte euch auch nicht sonderlich lange mit der Musik nerven. Es war einfach Klasse. Jede Band war ihr Geld wert und grenzte an einen musikalischen Orgasmus.

Einzige Ausnahme war aus meiner Sicht Jerry Only und der Schatten seiner Selbst aka The Misfits. Mal ehrlich: Diese Band ist in dem Moment gestorben, als Michale Graves die Band verlassen hatte. Warum lässt du – Jerry – dieses Projekt nicht sterben? Mit Musik hat das nicht mehr viel gemeinsam. Nur noch mit dem Blutsaugen. Du beutest eine wundervolle Band derart aus, dass aus ihr nun das geworden ist, was ich in Weißmain sah.

Eine Coverband, die sich selbst covert. Nicht ein neuer Song, der schreckliche Gesang von Jerry Only und das alles schrecklichst abgemischt. Aber da ich im Graben stand, wusste ich auch, wie dieses sinkende Schiff wirklich klang. Zum allerersten Mal in meinem Leben war ich froh, dass ein Konzert schlecht abgemischt war. Mein zweiter Dank richtet sich somit an den netten Tontechniker, der mich davor bewahrt hat, die Bühne zu stürmen und Jerry Only mit seinem verschissenen Bass aufzuspießen.

Am letzten Abend kochte irgendwie alles über. Die Security entpuppte sich als gefährliches Sicherheitsrisiko. Ich hatte ja schon im Graben gemerkt, dass diese hirnlosen Schlägerglatzen gemeingefährlich sind. Ich meine… wer Crowdsurfer mit einem fachmännischen Würger begrüßt, hat nichts auf einem Metal-Festival verloren.
Eigentlich war auch keine Security notwendig. Denn es kam ja zu keinerlei Form von Gewalt. (Mal ausgenommen der, der Faschos… pardon… Security).
Mir wurde am nächsten Morgen berichtet, was diese kahlen Minusmenschen des Nachts alles so angestellt haben… und ich war erschrocken.
Mein Platznachbar hat die Security gefragt, ob das sein muss, dass sie zu sechst auf einen betrunkenen Einschlagen, da wurde er zu Boden geschlagen, das Gesicht in eine Schlammpfütze gedrückt und zu viert auf ihn eingetreten. Erst die Polizei konnte die SA… erneut pardon… Security von dem wehrlosen Opfer abbringen.
Liebe Veranstalter so etwas darf nicht sein.

Mein dritter Dank gilt dem einen Bergwacht-Auto (unter sicher 20 Polizeiautos), dessen bloße Anwesenheit mir jeden Tag erneut ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Mein Fazit lautet… nunja… gute Ansätze sind defintiv da. Meine Fresse, das RiC hat das Potential, sich zu einem richtigen High-Class-Open-Air zu entwickeln. Bis dahin muss aber noch viel geändert werden. Jeder Mensch hat das Recht gratis seine Notdurft zu verrichten. Alles Andere ist unterlassene Hilfeleistung. Desweiteren muss für ein Sicherheitsorgan gesorgt werden, dass sich nicht, wie bei der Reichskristallnacht fühlt. Und zu guter Letzt muss das mit dem Einlass funktionieren. Macht die Kasse ruhig am Anreisetag auf. Das macht es den Besuchern leichter, ihre Lieblingsbands zu sehen.
(Ach ja… und ihr solltet das Festival in Zukunft ausschildern.)

Wenn diese Punkte erfüllt sind, bin ich gerne wieder Gast des Festivals. Denn sonst hatte alles gestimmt. Vielleicht werde ich ja auch ein Stammgast.

Heute gibt es (wegen oben genannter Kritik) nur 5 von 10 Pommesgabeln!

Mein vierter und letzter Dank teilen sich übrigens Lady-Metal und der Metal-Tigger. Beide durfte ich auf dem RiC kennenlernen. Erstere läuft mir seitdem immer wieder über den Weg und der Tigger ist einfach mutterfickend trve. Ich hoffe da entwickelt sich eine gute Freundschaft.

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