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Messebericht Gothika Fashion Show 2009

Schon öfters die Schnauze voll vom ewig gleichen Krempel in den Szene Stores ? Frustriert, weil man nur einen Händler in Reichweite hat, der seit Jahren kein wirklich frisches Sortiment mehr hat ? Eine Modemesse für das Schwarze Volk könnte da Abhilfe schaffen ;).

Gothika Messe 09

Im letzten Jahr bescheiden in der Disko Pulp gestartet, legte man dieses Jahr noch einiges drauf: diesmal fand alles in der Fabrik in Coesfeld statt, und es gab noch mehr Unterhaltung in Form von Konzerten und Künstlern. Sogar Die Krupps konnte man für diese Veranstaltung als Headliner an Land ziehen. Für mich allerdings waren eher XMH interessant, die grob gesagt so klingen als wenn man Grendels Sound nimmt und statt distorter Vocals eine klare Stimme von Combichrist klaut.

Eines vorneweg: ich kam nicht wirklich dazu, mir die Messe detailliert anzuschauen, da ich mit meiner Tanztruppe zu den mitwirkenden gehörte (keine Angst, ich werde euch von Promogelaber meines eigenen Projektes verschonen ;).. ) und bei mehreren Auftritten und als Konzertbegleittänzer wenig Schlaf und viel Stress hatte.

Jedoch kann ich sagen, das eine spürbare Qualitätssteigerung stattgefunden hat, und so manche eingestreute Fashionshow sogar einen gewissen Unterhaltungswert hatte, da nicht nur stur den Catwalk hinauf und hinunter gelatscht wurde, sondern kleine Choreographien gebastelt wurden, die den Models ein gewisses Maß an Schauspielerischem Talent abverlangten.

Zu den Models kann ich sagen, das das Markenzeichen der Gothika ist, das sie ihre Klamotten von REALEN Menschen wie du und ich vorführen lassen. Dort Stapfen keine perfekt konditionierten, überzüchteten magermodels Über den Catwalk, sondern Menschen aus der Szene FÜR die Szene. Dafür gibts ebenfalls Sympathiepunkte. Sicherlich sieht das ganze vielleicht nicht so professionell aus wie in Paris, Mailand und New York, aber da ich auch Backstage Zugang hatte, kann ich euch sagen: die Mädels und Jungs haben echt ihr bestes getan, und müssen durch den gleichen Stress wie die Profis.

Die Modenschauen wurden wie gesagt zwischendurch immer durch Aktionskünstler und Konzerte aufgelockert, während abends dann die namhafte(re)n Bands wie Die Krupps, XMH und Clan of Xymox auftraten.

Die Eintrittspreise variierten von 5€ für Messe-only, über 26€ für Messe + den ersten Konzertabend bis hin zu 45€ für beide Tage komplett, was ich ok fand, da man so sehen konnte, wieviel für die Headliner drauf geht. Die 5€ für die Messe hatte man relativ schnell wieder raus, wenn man sich das Angebot mal genauer angeschaut hat. Das Highlight, was ich entdeckte, waren Demonia Boots, die auf 60€ reduziert wurden. Hab ich als Kerl natürlich nix von, aber auch Hosen, Oberteile, etc. konnte man teilweise recht günstig ergattern, vor allem natürlich am zweiten Tag, wenn der Toresschluss nicht mehr weit entfernt ist, und die Händler ungern mit der ganzen Ware zurück fahren möchten.

Kleines Geld ist schnell verdientes Geld, und so habe ich mit der Auffrischung der Garderobe bis zur Messe gewartet, was anscheinend kleine schlechte Idee war. Eine mit Ketten verzierte Camou-Bondage-Hose für 30 €, da konnte auch ich nicht nein sagen 😉 Ein grosses Bierzelt beherbergte die meisten Händler, aber draussen gab es auch noch die eine oder andre Kleinigkeit, und auch in der Fabrik gab es noch diesen oder jenen Stand. Von Musik und Büchern über düsteren Nippes für die Wohnhöhle weiter zu Klamotten, Schmuck und Accessoires, bis hin zu abgedrehtem Cyberzeugs gabs eigentlich alles, was das Herz begehrt. Erwähnenswert sind noch die kleinen Handgefertigten Sachen von „Stahl und Leidenschaft“, dort gab es metallene Cyber/Fetisch Accessoires wie Armbänder/Schienen und co, die halt einfach frisch und kreativ daher kamen. Jedenfalls sahen die Dinger interessanter aus als der Übliche Gummiwurstsalat auf dem Kopf, Schweisserbrille und Standardmundschutz/Gasmaske.

Sogar eine Maßschneiderin hatte ihren Stand namens Vision Cut aufgeschlagen. Die Alternative zur Stangenware hat zwar ihren Preis, aber die ausgestellten Exponate stellten mit der soliden Verarbeitung so ziemlich jedes in Serie hergestellte Kleidungsstück auf der Messe in den Schatten.

Das ist für mich als Kunde insbesondere deswegen interessant, weil ich schon oft das Gefühl hatte, das die Szeneklamotten irgendwie der Qualität diverser Normalo-Kaufhäuser wie C&A, h&m, New Yorker und Co. hinterher hinken, was umso ärgerlicher ist, da eine hose in einem Gothic Store locker mindestens das doppelte kostet. Und wer wie ich auf den Tanzflächen der Clubs zuhause ist, und sich 2-3 mal im Jahr eine neue Hose Kaufen darf, weil mal wieder alles halb auseinander reißt, sehnt sich früher oder später mal nach Qualität.

Der Termin der Gothika ist gar nicht mal schlecht gewählt, ca. 6 Wochen vor dem WGT, welches quasi die sommerliche Festivalwelle eröffnet, möchte sich der eine oder andere noch passend einkleiden, und im hellen Frühlingslicht wirkt so manch schicker fummel des letzten jahres dann doch ein wenig ausgewaschen oder abgenutzt.

Auch die Orga machte einen besseren Eindruck als letztes Jahr: keine übermässige Hektik, besser geordnete Abläufe der Modenschauen, keine grossen Zeitverschiebungen, ein ordentlicher Backstagebereich für die Models und Künstler, wo es in 2008 nur einen kleinen Zeltpavillon gab, ein Infostand für die Besucher. Hier hat der Veranstalter auf jeden Fall nachgelegt.

Einen Wermutstropfen gab es dennoch: Die Messe wurde nicht so gut besucht, wie ich erhofft hatte. Schuld daran dürfte die so gut wie gar nicht vorhandene Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sein, wie enttäuschte Stimmen aus meinem Freundeskreis klagten. Offenbar hatte man damit kalkuliert, das die Location ja auch als Club funktioniert, TROTZ der mangelhaften Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz. Und wenn die Leute zum feiern dort hin kommen, warum dann nicht auch für eine schwarze Modemesse ?

Nun, ich glaube, die Leute sind mittlerweile gewohnt, via guter Bus und Bahnanbindung bis in klimatisierte Shopping Malls aus Glas und Stahl gekarrt zu werden, und so wird sich längst nicht jeder aufgerafft haben, was wirklich schade ist, da diese Messe wirklich mehr zu bieten hat, als stumpfes shoppen in Konsumtempeln mit Massenabfertigung und Fastfoodtempeln.

Ein anderer Grund könnte auch sein, das die Menschen in 2009 angesichts der angespannten Wirtschaftslage einfach ungern Geld ausgeben möchten oder können. Dieses Jahr könnten also auch die Festivals kleiner ausfallen.

Ich finde, Veranstaltungen dieser Art sind wichtig, denn ehrlich gesagt: die schwarze Gemeinschaft braucht dringend frischen Wind, und zwar in jedes Fenster, was man öffnen kann. Jährliche neue Kollektionen, statt jahrelang den gleichen Fummel im Laden, das wär schon was. Und vielleicht werden auch eines Tages meine Gebete nach „Dark Dance Wear“ erhört, dann muss man auch nicht mehr neidisch zu den Techno Stores schielen, die schon immer interessante Klamotten für Nachtschwärmer und Festivalbesucher hatten…

Anbei noch den Link zur Messe; dort findet sich alles über die beteiligten Künstler, Designer, Bands und Stores:

www.gothika-messe.de

Bilder von der Messe

(Rusty)

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